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Sketchnotes in der Schule

Sketchnotes in der Schule einsetzen – Jenny Katzmann

Es wird Zeit, dass diese kleine Serie hier (Interview mit dem Doodleteacher & mit Marc-Albrecht Hermanns) auch mal ein paar weibliche Interviewpartnerinnen bekommt. Es ist ja nicht so, dass es nicht auch Lehrerinnen gibt, die Sketchnotes in der Schule einsetzen. Eine davon ist nämlich Jenny Katzmann, die ich inzwischen auf mehreren Sketchnote Barcamps getroffen habe und die bereits beim ersten Barcamp schon davon berichtete, wie sie Sketchnotes im Unterricht einsetzt.

Mein Interview hat Jenny offenbar so sehr ins Nachdenken gebracht, dass sie einen eigenen Blogpost dazu geschrieben hat. Deswegen berichtet sie heute von ihren Erfahrungen damit.

Stell dich bitte kurz vor: Wer bist du und was unterrichtest du?

Ich bin Sonderpädagogin an einer Gesamtschule in Aachen und unterrichte derzeit Jugendliche zwischen der 5. und 9. Klasse. Ich selbst bin ein visueller Lerntyp und interessiere mich für Kunst und Visualisierung. Studiert habe ich die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften, unterrichte aber fast alle Fächer, wie es für die Sonderpädagogik üblich ist und betreue SchülerInnen mit Förderbedarf. Außerdem gebe ich Darstellen und Gestalten (als Theaterpädagogin), berate KollegInnen, die FörderschülerInnen betreuen und leite eine 6. Klasse zusammen mit einer Kollegin.

Seit wann benutzt du die Sketchnotes und Visualisierungen im Unterricht und in welcher Form?

Fachlich bin ich unter anderem im Bereich Geistige Entwicklung beheimatet. Das bedeutet, dass Piktogramme und Bilder als Ergänzung oder anstelle von Schrift immer schon eine Rolle in meiner Arbeit spielten. Lange Zeit hatte ich dafür keinen Namen und verwendete Sketchnotes intuitiv. Bewusst begegnet sind diese mir etwa 2016 durch einen Graphic Recorder, der für eine Veranstaltung zeichnete.

Ich benutze Sketchnotes bei der Erstellung von Präsentationen, z.B. bebilderte ich eine selbsterdachte Geschichte im Fach Deutsch für Grundschüler im Referendariat oder setzte dies schon oft in Konferenzen ein. Regelmäßig erstelle ich Plakate und sketchnote Lernmethoden und Stundenabläufe für die gesamte Schule. Inzwischen illustriere ich auch immer wieder für Kolleginnen oder Arbeitsgruppen, wenn es darum geht festes Material, das von vielen SchülerInnen längere Zeit genutzt wird, zu erstellen.

In meiner eigenen Klasse gibt es die „Sketchnote der Woche“ (Die Kinder wünschen sich ein Bild, dass ich Ihnen als Strich-für-Strich-Anleitung beibringe.) und wir spielen ab und zu Sketchnote-Bingo. In jeder Tafelanschrift verknüpfe ich Bild und Text und ich habe auch schon kompakte Projektwochen- und Projekttage für zusammengewürfelte SchülerInnengruppen angeboten.

Sketchnotes in der Schule

Wie hat sich dein Unterricht dadurch verändert?

Ich erlebe, dass KollegInnen und sehr viele SchülerInnen offen und aufmerksam gegenüber meinen Sketchnotes sind. Ich habe die Möglichkeit Dinge entweder direkt sehr eindrücklich und klar zu gestalten oder über ein interessantes Bild Neugier zu wecken und den Rezipienten durch ein Suchbild zu führen.

Generell scheinen die Bilder über Anziehungskraft zu verfügen, weil sie nicht gewöhnlich sind und weniger abschrecken, als ein mehrseitiger Text. Ein Bild lädt eher zum Entdecken ein. Bei einem Text, welcher auch nur ein schriftlich kodiertes Bild darstellt, scheint der Leseauftrag klar und wird von vielen als Anstrengung empfunden.

Was sind die größten Vorteile von Sketchnotes in der Schule?

Sketchnotes sind mein Beitrag zur Inklusion. Ich schaffe es so an vielen Stellen Jugendliche am Stundenablauf teilhaben zu lassen, ohne dass es auffällt. Denn ich nutze Symbole z.B. so selbstverständlich im Tafelbild, dass es für schwache LeserInnen oder Nichtleser eine Stütze darstellt, aber ohne für gute LeserInnen als verwirrendes Add-on oder Belastung zu wirken.

Durch dieses Selbstverständnis gelingt es mir verschiedene SchülerInnen anzusprechen und mitzunehmen. Visualisierungen helfen auch, Prozesse darzustellen und Orientierung zu geben. Für ein sehr besonderes Lernformat in unserer Schule (Lernbüros), hängt in jedem Klassenraum ein Erklärplakat im Sketchnotestil aus. So ist der Ablauf jedem präsent und er kann von jedem nachvollzogen werden, ganz egal welcher Unterstützungsbedarf vielleicht dahinter steckt.

Sketchnotes in der Schule

Was ist das Feedback deiner SchülerInnen dazu? Wie nehmen Sie die Sketchnotes auf?

Die SchülerInnen sind offen, gespannt und treten gern in Diskussion über das Gemalte. In schnellen Tafelanschrieben gibt es auch mal unerkennbare Tiere oder krumme Pfeile. Daran kann man immer wieder aufzeigen und besprechen, dass Bilder nicht perfekt sein müssen, um zu funktionieren. Mein Eisbär hatte in der Eile mal Schnurrhaare, da kann man dann gut dran diskutieren, welche Tiere über dieses Merkmal verfügen und hat wieder eine Lernsituation geschaffen.

SchülerInnen haben Spaß daran, dass ich nicht perfekt bin und nehmen immer wieder den Wettbewerb an, besser zu zeichnen als ich. Manchmal zeichne ich bewusst schlecht, manchmal habe ich aber auch einfach Knoten in den Fingern.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Arbeit mit Sketchnotes in der Schule?

Vor einigen Jahren habe ich den mutigen Erstversuch gewagt, Sketchnotes SchülerInnen beizubringen. Ganze drei Projekttage hatten wir Zeit. Ich war ziemlich gut vorbereitet, aber es waren doch viele Hürden dabei. Alle hatten Spaß daran, haben die Übungen gern mitgemacht, sind aber schwer vom Bild mit Landschaft, Hintergrund und Co zur skizzenhaften Symbolsprache gekommen. Da habe ich einerseits beschlossen, dass mehr Beispiele vorkommen müssen – inzwischen hängen einige Plakate in der Schule, auf die ich gut verweisen kann.

Sketchnotes in der Schule

Andererseits glaube ich, dass das Ganze aus so vielen Komponenten besteht, dass ich das kaum in kurzer Zeit in einer wild gemischten Gruppe erarbeiten kann – einfacher ist es jetzt immer mal wieder Dinge für meine feste Klasse einzubauen. Hierbei habe ich auch den neuen Begriff „Kritzelnotizen“ geprägt, der den Kids klarer macht, worum es bei Sketchnotes geht.

Zu guter letzt bin ich weiterhin die Einzige, die es in meiner Schule aktiv anbietet, auch wenn ich viele interessierte KollegInnen bis hin zur begeisterten Schulleitung habe. Deshalb starte ich derzeit schulinterne und externe LehrerInnenworkshops, in denen ich andere nicht nur begeistern, sondern auch befähigen will, es selbst zu tun – Sketchmotivieren! Als Haus und Hof Illustratorin habe ich in meiner Schule sonst irgendwann einen 250% Job.

Welche Tools eignen sich dafür am besten (analog, digital)?

In der Klasse bin ich an der Tafel immer wieder spontan aktiv und damit analog. Hier hat es lange gedauert, bis ich auf den rutschigen Whiteboards zurecht kam. Ich kritzel total gern in meinem Schulnotizbuch rum und liebe es neue Stifte auszuprobieren und hin und wieder (=sehr oft!) neue zu kaufen.

Im Ursprung bin ich total gern analog und beschäftige mich gern kreativ mit Platznot auf dem Papier. Aber ich nutze natürlich auch digitale Tools, wenn es darum geht, nachhaltig Plakate und andere Materialien zu entwickeln, die innerhalb unserer Schulgemeinde vervielfältigt werden. Dann greife ich zum Tablet. Denn dabei stehen Layoutfragen im Mittelpunkt und gerne bitten Arbeitsgruppen um die Anpassung von Sätzen, Strukturen oder Bildelementen. Dies analog zu verbessern wäre mühevoll.

Ob analog oder digital: Für mich zählt die Freude am Kritzeln.

Ganz lieben Dank, Jenny. Mehr zu Jenny findet ihr auf ihrer Seite Kritzelnotizen.de


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3 Kommentare zu “Sketchnotes in der Schule einsetzen – Jenny Katzmann

  1. Martin Spätling

    Hier meldet sich ein Teil von Jennys „begeisterter Schulleitung“ und sagt nur: Alles, was sie schreibt wirkt genau so in unsere Schule hinein, verändert, bereichert und erweitert schulisches wie unterrichtliches Leben.
    Vielleicht lern ich’s ja auch noch trotz fortgeschrittenen Alters…

  2. Hallo, danke für den tollen Artikel. Ich unterrichte Analphabeten im DaZ. Dazu benötige ich ständig Bilder, weil Bilder einfach besser und schneller zu verstehen sind als Texte. Durch Sketchnotes kann sie nach Bedarf selber machen.

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