Here is an English version of the article: Diversity: Drawing people in Sketchnotes
Kürzlich sind mir in meinen Social Media Kanälen ein paar spannende Diskussionen rund um das Thema Vielfalt (Diversity) in Visualisierungen über den Weg gelaufen. Eine Diskussion befasste sich mit der Frage, wie man am besten nationale Vielfalt darstellt, ohne auf Stereotypen zurück greifen zu müssen.
Die Vorschläge darauf reichten von einfachen, farblich unterschiedlichen Figuren hin dazu Personen mit Flaggen zu kennzeichnen, um deren Herkunft zu visualisieren.
Zum Thema #Vielfalt habe ich mal das gemacht. Bezieht sich aber nicht spezifisch auf Migranten. Ist eigentlich auf alle Gruppen anwendbar. Wenn man keine Stereotypen schaffen möchte, muss man entweder eine abstrakte Darstellungsweise wählen oder eben präzise und vielfältig. pic.twitter.com/Mgqr66FhGQ
— Visuelle Übersetzerin (@SimoneFass) January 14, 2018
Der Artikel von Prestosketching warf die gleiche Frage auf und gab direkt ein paar Lösungen mit: Mit Frisuren z.B. kann man Menschen sehr gut diversifizieren, was ich auch so sehe. Da man bei Visualisierungen mit sehr einfachen Mitteln und im Idealfall mit sehr wenigen Linien arbeitet, besteht häufig gar nicht die Möglichkeit zu sehr ins Detail zu gehen. Man würde sich darin zu sehr verlieren, was auch zeitlich schwierig ist, denn es soll ja schnell gehen beim Visualisieren.
Wenige Details
Insofern lege ich beim Zeichnen von Personen auch wert auf einige wenige Details:
- Kopfform
- Nase. Nasen sind häufig ein sehr charakteristisches Merkmal. Man braucht sie nicht, um Gesichter als solche zu erkennen, aber wenn man konkrete Personen zeichnet, finde ich es immer sehr hilfreich die Nasen mit zu zeichnen. Denn eine Stupsnase und eine Knollennase sind sehr unterschiedlich.
- Frisur
- Accessoires wie Brille, Hüte, Augenringe, Ohrringe etc.
Für Augen und Mund arbeite ich meist nur mit Punkten und Linien. Allerdings kann es auch hier manchmal sinnvoll sein bestimmte Merkmale hervorzuheben: Große Augen z.B. oder lange Wimpern.
Aufgrund der Betonung so weniger Merkmale ist eine Figur automatisch sehr »neutral«, man kommt so oft gar nicht in die Verlegenheit Ethnizitäten oder demographische Merkmale unterstreichen zu müssen. Sehr häufig zeichne ich ganz einfache Menschen sogar ohne jegliche Besonderheiten wie Haare. Die sehen dann einfach nur aus wie eine sehr neutrale Person.
Stereotype zeichnen
Manchmal allerdings reicht das einfach nicht aus. Dann ist ein gewisses Detail wichtig, das den Charakter, das Geschlecht, den Beruf oder die Aufgabe der Person visualisiert. Hier begibt man sich oft auf eine Gradwanderung, wie man Stereotype umschifft, sofern man das will. Stereotype müssen meiner Meinung nach nicht per se etwas Schlechtes sein, so lange man dabei nicht beleidigend wird oder die immer gleichen Klischees runterkaut. Die Frage ist dabei allerdings oft, ab wann etwas als beleidigend empfunden wird. Während manche eine große Nase als Merkmal visualisieren, könnte das vom Portraitierten als untrefflich empfunden werden.
Beispiele für Diversifizierung in Sketchnotes
Ich hab kürzlich an zwei Projekten gearbeitet, bei denen unterschiedliche Menschen-Gruppen gezeigt werden sollten. In einem Beispiel ging es z.B. um die demographische Entwicklung. Dabei handelte es sich um Vignetten für eine Website und wir entschlossen uns wegen der Größe schon vorab dazu, Personen ohne Gesichter zu zeichnen. Das hat einige Vorteile (genau wie die neutralen »nackten« Männchen): Gesichter machen Personen sehr »persönlich« und detailliert. Das wollten wir dabei umgehen, auch vor dem Hintergrund der technischen Größe.
In diesem Fall hatte es sogar noch den Vorteil, dass man auf typische Alters- und Geschlechtsmerkmale verzichten konnte: Falten, buschige Augenbrauen, lange Wimpern. Die visuellen Merkmale und Differenzierungen fanden also nur mit Frisuren, Kleidung, Körperbau, und Größe statt, was dennoch gut funktionierte.
In einem anderen Beispiel ging es um Auszubildende in Handwerksberufen. Das Klischee hier besagte, dass das häufig männliche Azubis mit Migrationshintergrund sind, das sollte auf keinen Fall transportiert werden. Die Reduzierung auf Linien und das Weglassen der Gesichter erübrigte die Frage nach bestimmten Gesichtsmerkmalen. Auch hier wurde anhand der Statur und Frisur eine Unterscheidung in Mann und Frau unterstrichen.
In einem weiteren Projekt sollten hauptsächlich Teenager portraitiert werden. In dem Fall und aufgrund mangelnder Teenager in meinem direkten Umfeld, habe ich einfach im Netz nach typischen Teenagern von heute gesucht. Auch hier unterstrich ich wieder viel über die Frisuren, die teilweise sehr fransig waren und ins Gesicht hingen. Außerdem habe ich darauf geachtet, das Kindchenschema im Hinterkopf zu behalten, die Gesichter also relativ jung proportioniert anzulegen.
Wie zeichnet man diversifizierte Personen?
Dazu möchte ich Meg aus diesem Artikel zitieren: You Can’t Just Draw Purple People and Call it Diversity
»If you want to be inclusive, you need to illustrate different people, not different attributes«Meg Robichaud
Denn genau so sehe ich es auch. Manchmal zeichne ich Fremde, die mit mir im Kaffee sitzen oder denen ich auf der Straße begegne oder die an mir vorbei laufen. Jeder hat etwas besonderes, das es sich lohnt festzuhalten: Rote Haare, eine auffällige Brille, ein großer Bart, einen schönen Pony, einen wunderschönen Körper, tolle Locken usw. Wenn man beginnt Leute so zu sehen und sie nicht aufgrund ihres Äußeren oder ihrer Sprache oder was auch immer in Schubladen zu stecken, dann erhält man automatische Diversifikation.
Denn so sind Menschen.
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